Einladung

FRIEDEN

Gedanken

 

 

Wir können glücklicher werden, wenn wir Frieden stiften! Zumindest will ich meiner Sehnsucht nach einem gerechten Frieden und berechtigter Hoffnung auf eine Abkehr vom Krieg hier Ausdruck verleihen und zur Mitarbeit aufrufen. Mit Krieg bezeichne ich auch die Massenvernichtungswaffe „Globale Weltwirtschaft“. Sie ist ohne militärische Sicherung überhaupt nicht im Interesse der reichen Länder auf Ost- und Westseite zu realisieren gewesen.

Meine Gedanken heute am 15.6.2023 bei der Vorbereitung für die erste Mahnwache in Isny, jedenfalls meines Wissens, nach dem Beginn der kriegerischen Handlungen durch Russland nach vorherigen Provokationen, Vertragsbrüchen und Ungereimtheiten auf allen Seiten:

Präambel

Bedeutung nach dem Duden, Das Fremdwörterbuch, Mannheim 1974

  • Einleitung, feierliche Erklärung als Einleitung einer (Verfassungs-)Urkunde oder eines Staatsvertrages
  • Vorspiel in der Lauten- und Orgelmusik

Meine Empfindung: In diesen 2 Punkten klingt etwas an, was es seit Urzeiten in allem Lebendigen gibt und geben wird. Die Erde ist 4,5 Mrd. Jahre alt, sie ist der Sonne entsprungen, die 5 Mrd. Jahre – nach wissenschaftlichen Erkenntnissen – auf dem Buckel hat und fast ebenso viele vor sich. Und das hat sie sicher auch, wenn wir tun, was wir wollen, und lassen, was Liebe zum Leben wäre. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes Sternenstaub, der in Form des Urknalls, einer Urgewalt oder anders entstanden ist, unbegreifbar. Hier stimmt uns die Weltsaite an, jenseits aller Orgelklänge.

Die Bibel Jesu, des bekanntesten Juden überhaupt, also eines wahrhaftigen Israeliten (wie er Narthanael nennt, der darauf sein Schüler wurde), eines Gottesstreiters, erzählt: Und Gott sprach, es werde Licht. Und so geschah es: Ein Wort der Schöpfungskraft, die dem ganzen Himmelszelt mit seinen ungezählten Sonnensystemen, der Harmonie der Sterne, seinen Anfang gab. Welch tiefes Begreifen und Verworten (in Worte, Bilder und Hörbarkeiten fassen) einer unerklärlichen Fülle und unendlichen Dimensionen liegt in diesen Worten, die nur meditativ in ihrer Ganzheit erfasst werden können. Also das könnten wir als den Urknall der alten Israeliten bezeichnen, die keine solchen eigentlich sehr begrenzten und begrenzenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse hatten wie wir. Wir kennen die Grundlagen all dieser komplexen Systeme vielleicht nur zu ca. vier Prozent.

Sie, die Hirten und Bauern und Handwerker in den kleinen Städten dieser Zeit mit ihrem geliebten und oft zerstörten Jerusalem und ihren ehrlich und kritisch aufgeführten oft fragwürdigen Führern, Richtern, Königen und ungutem, das heißt eben sündigem (trennend, spaltend) Verhalten des Volkes, sie alle ahnten etwas von dem in ihrem Buch von alten Weisen beschriebenen Wirken eines Geistes, den sie den Heiligen nannten und das Wort Gott besser nicht zu nutzen lernten. Sie sprachen umschreibend von Jahwe: Der da ist. Sie nannten ihn den Barmherzigen. Auch abba (Vater) war nicht eine Neuschöpfung dieses Jesus, der zu seiner Zeit und wohl auch heute wenig wirkliche Nachfolge fand und findet. Stehen wir vor einem Sprung in der Geschichte, der im Sterben von Vielem in das ewige Neue führt?

Das fehlt unserer Verfassung, sowohl der des Staates als auch der seiner sozialen Gruppen und Individuen genauso wie erdweit den meisten anderen Verfasstheiten, nämlich die einfache und ehrliche Selbsterkenntnis in einer ähnlichen Tiefe wie die Anfänge des Universums:

Wir leben in einer sehr gefährdeten Zeit für die Menschheit oder besser der Menschlichkeit (nämlich wegen allzu vieler Verirrungen, Spaltungen und Zerstreuungen).

Wir leben in einer multiplen Krise, sowohl wegen der militärischen als auch der wachstumsorientierten wirtschaftlichen Entwicklung der letzten 8 JAHRZEHNTE, nämlich seit dem 2. Weltkrieg. Es ist nicht nur das Wachstum der Wirtschaft, sondern eine wahre Bevölkerungsexplosion, die wir dabei in Betracht ziehen wollen, können, dürfen und müssen. Daraus folgend suchen wir in uns und miteinander nach Lösungen und Wegen, die zur Entspannung führen.

Das ist eine Arbeit, die unseren ehrlichen und engagierten Einsatz verlangt. Wir sind uns bewusst, dass wir Menschen allzu sehr dazu neigen, unser Wissen nicht ins Tun umzusetzen, für uns mehr Freiheiten fordern, als wir anderen zugestehen. Der Gedanke des Friedens ist nur wahrhaftig, wenn wir die Grenzen und Freiheiten anderer achten, daher möglichst offen selber unsere Fehler und Schwächen eingestehen. Genauso wollen wir aber auch die Stärken auf der anderen Seite unseres Wesens und des Gegenübers oder der Anderen wahrnehmen und durch Gespräche und Miteinander zumindest in wichtigen grundlegenden Dingen zu einem gemeinsamen Handeln kommen. Wir wollen im Erkennen und entsprechendem Handeln die Einheit suchen.

Dieses gemeinsame friedenstiftende Handeln ist sowohl in der Ukraine-Krise als auch in der Umweltkrise bei den herrschenden Nationen nicht wirklich sichtbar (ich plädiere dafür zu reflektieren: überhaupt nicht sichtbar).

Einer der wenigen Männer der Geschichte, die politisch über die Grenzen ihres Herkunftslandes hinaus mit ihrer Haltung einiges erreicht haben, ist mit Sicherheit Gandhi mit dem Prinzip der Gewaltlosigkeit: keinen andern zwingen, aber unter realem Einsatz des eigenen Lebens für eine klar und präzise benannte Forderung sich einzusetzen.

Von ihm stammen 2 Sätze, die ich voll anerkenne:

  1. Be the change, you want to see in the world.
  2. Die Erde hat für jedes Menschen Not genug, aber nicht für jedermanns Gier.

Grundsätze und Leitlinien, Ziele

Ziele sind nicht nur dazu da, sie zu erreichen, sondern zum besseren Zielen, 17-20 Paragraphen, ähnlich den 17 Nachhaltigkeitszielen oder dem deutschen Grundgesetz (20 Artikel), aber auch selbstkritisch und vom Gedanken und der Gewissheit getragen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, dass das eigene Brot eine materielle Frage ist, das Brot der andern eine geistige, der wir nicht ausweichen wollen:

  1. „Dieser Lebensstil hat keine Zukunft“: Der ehemalige Entwicklungsminister Gerd Müller von der CSU hat diese Worte gesprochen, sie harren einer Umsetzung durch Veränderung in uns und den Strukturen, die uns unsere parlamentarische Verfassung auferlegt. Sie beinhalten viel strukturelle Gewalt, die wohl nicht gewollt war. Strukturelle Gewalt ist ein Begriff aus der Friedensforschung. Seine kritisierende Haltung darf nicht verleugnet werden, aber es geht um Erkenntnis und Veränderungsmöglichkeiten. Hier gilt als allererstes: Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.
  2. Der Spruch vom Neidhammelbrunnen in Isny, eine sehr umfassende Deutung des Begriffes: „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg und Streit, sondern eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.“
  3. Einige Worte von Martin Luther King, der wie Gandhi und Jesus ermordet wurde, woraus wir ablesen können, dass gerade die friedliebenden und friedensstiftenden Menschen, die der Gewaltlosigkeit, einen gewaltsamen Tod gefunden haben, zumindest äußerlich. Aber ihr Reden und Tun und ihre Opferbereitschaft werden dadurch dem Gedächtnis vieler eingeprägt, die es im Kleinen auch leben, oft im Verborgenen, Banalen, also nicht auf einem Bildschirm oder in einer Zeitung oder sonstigen Medien zu finden: „Wenn man Hass mit Hass vergilt, wird sich das Böse in der Welt nur vermehren. Hass erzeugt Hass, Gewalt erzeugt Gewalt, Widerstand erzeugt größeren Widerstand. Wir müssen (oder zumindest versuchen) physischer Kraft mit seelischer Kraft begegnen. Unser Ziel darf es nie sein, den Gegner zu erniedrigen oder zu vernichten, sondern seine Freundschaft und sein Verständnis zu gewinnen.“
  4. Die Geschichte von den 2 Wölfen erinnert auch an die zerstörten Kulturen auf dem amerikanischen Kontinent durch die meist rücksichtslose und brutale expansive Bevölkerungswelle aus Europa: Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen. Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego. Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“ Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“ Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“
  5. Bertha von Suttner: „Zu den Gefühlen, die uns der Krieg einflößt, gehört leidenschaftlicher Mitschmerz, denn die Greuel, die himmelschreienden Leiden, die er verursacht, gehen schon über die Grenzen des Erträglichen hinaus. Er nimmt ja täglich mit jeder neuen Heeresverstärkung, jeder neuen Erfindung an Fürchterlichkeit zu (…) Alldem Elend muss man ins Gesicht sehen, aber nicht, um es als Unglück zu beklagen, sondern um es als Schlechtigkeit anzuklagen! Denn es ist keine Elementarkatastrophe, es ist das Ergebnis menschlichen Irrwahns und menschlicher Fühllosigkeit.“ Im letzten Brief an die deutschen Frauen, 1914
  6. Jean Jaurás: „Nicht der Krieg ist revolutionär, der Friede ist revolutionär.“
  7. Ernesto Cardenal, Nicaragua: „Die Revolution ist vor allem eine Frage der Liebe.“
  8. Digitale Clan-Bildung oder digitales Nomadentum sind Blasen, die nicht viel Chancen haben, dieses Jahrzehnt zu überleben oder Gutes zu bewirken. Aber auch im Netz kann der Mensch seiner Bestimmung näher kommen.
  9. Die SIPRI-Zahlen von diesem Jahr sprechen Bände über die Machtverhältnisse und den Glauben an Kriegsgewinne bei den NATO-Bündnispartnern. Sie geben weit mehr als die Hälfte aller Völker dieser Erde für Rüstung aus. Die Gesamtsumme war über 2 Billionen € in 2022. Hybris, Angst, Todesmut oder -verachtung?
  10. Jesu Gebot der Feindesliebe gilt in alle Ewigkeit für seine Nachfolger. Wer den Verhaltensregeln der Bergpredigt nicht folgen will, braucht sich nicht als christlich zu bezeichnen, was wenigstens ein bisschen ehrlicher wäre. Das gilt neben den Kirchen vor allem für die scheinheiligen Parteien auch bei uns im Staat: Die CDU oder die CSU darf sich gerne Wirtschafts- und Kriegsunion nennen, auch in ihrem Verhangensein und Tonangeben im Wirtschaftswachstum. Die Grünen dürfen ihrem grünen Mäntelchen Ade sagen. Herr Öttinger hat über seinen Amtsnachfolger, den Ministerpräsidenten in BW, Herrn Kretschmann, wohl geäußert, so schwarz habe er nie werden wollen, wie der sei. Die FDP darf gerne zugeben, dass ihr der Reichtum lieber ist als die Freiheit zur Bescheidenheit für die Bürger ihres Landes, den (Reichtum) selbstverständlich dieselben genauso gewählt haben. Und die Linken dürfen gerne mal über das deutsche Tellerrändle hinausschauen, was wirkliche Not ist in dem, was wir als globalen Süden bezeichnen. Wo kommt die her? Nicht nur aus kolonialen Zeiten, sondern von den spätkolonialen Zuständen. Ich schätze die AfD überhaupt nicht ein als eine wirkliche Reformpartei, aber sie sammelt die Unzufriedenen mit den jetzigen Verantwortlichen. Dafür gibt es viele wahre Gründe für das Unzufriedensein. Aus all dem gilt es für alle, die wollen und können, zu lernen.
  11. Zukunft in Bescheidenheit, Johann Schlemmer, sein Vorwort von 1981 liegt vor oder gleich im Anhang.
  12. 2,5 Milliarden Menschen in bäuerlichen Familien leben heute auf dieser Erde. Für sehr viele ist ihre Existenz bedroht durch land-crabbing, Billigprodukte aus der industrialisierten Landwirtschaft anderer Länder, Klimawandel. Ihr Los ist unvergleichbar schwieriger als unseres, aber möglicherweise leben und sterben sie glücklicher als wir.
  13. Mathis Wackernagel, der Mitgründer des global footprint network weist darauf hin: Zukunft durch design oder desaster. Ich meine, es ist zu spät für eine alle erreichende Umkehr. Damit sehe ich aber in erster Linie die städtische Bevölkerung in den Metropolen und Großstädten erdweit in Gefahr. Unsere Logistiksysteme sind alle sehr angespannt. Die Finanz- und Digital-Welt ist mehr Blase als der kommenden Realität gewachsen.
  14. Vergeben und Versöhnung sollte im privaten und gesellschaftlichen Bereich gepflegt werden, es gibt keinen Grund auf später zu verschieben, weil das ausfallen könnte. Nachhaltig ist zur Zeit vor allem die zerstörerische Veränderung.
  15. „Man kann Frieden nur finden, das war deutlich, wenn man nicht mehr haben oder sein will als andere. Frieden kann finden, wer auf Reichtum, Macht und Ehre verzichten kann. Es war eine Vorwegnahme jener einfachen Einsicht, die von der heutigen Menschheit um ihres Überlebens willen gefordert sein wird.“
  16. Jörg Zink zum kurzen Leben seiner Eltern nach dem ersten Weltkrieg in seinem Buch Erinnerungen: Sieh nach den Sternen-gib acht auf die Gassen, S.64. Seit Jahrzehnten führen wir einen Krieg gegen die Natur als Schöpfung und gegen unsere eigene Natur, die sich nach Frieden sehnt. Und es wird immer deutlicher, dass ihn keiner gewinnen kann, wir nicht, die USA nicht und auch nicht die Chinesen. Warum also weiter Handelskriege, neues Aufrüsten, Festhalten an dem Dogma „Wachstum“, das seit 1967 in der BRD Gesetzesrang hat? Die Reichtumsproblematik und die planetaren Grenzen: Deutschland, Frankreich, England, je ca. 3 Erden werden verbraucht, Russland 4, USA und Australien je 5, Arabische Emirate 6, Luxemburg 7, Katar 9. Dagegen Indien 0,7 oder Afrika 0,6.
  17. Eine echte Demokratie würde dann herrschen, wenn jeder Mensch dem Handeln des Nächsten, seinem eigenen Staat und den anderen zustimmen könnte und sich als wirklich frei befinden könnte, wohl eine Traumvorstellung, kein wirkliches Politikmodell in einer ungerecht „geordneten“ Welt dank der herrschenden industrialisierten und hochgerüsteten Demokratien und anderer Staatsformen. „Lebe deinen Traum!“
  18. „Nationen haben Interessen, keine Freunde.“ Charles de Gaulle Das Bild des Micha, eines biblischen Propheten, sieht für das Ende der Tage, dass mächtige Nationen zurechtgewiesen werden. Dann werden sie das Kriegshandwerk nicht mehr lernen und jeder kann in Ruhe unter seinem Feigenbaum und Weinstock sitzen, keiner schreckt ihn auf. Mit Humor und innerer Freude diese große Veränderung schon heute zu erleben versuchen und sie weiterzuerzählen, kann resilienter machen. Das heißt tiefer, achtsam, nicht dickhäutig oder gleichgültig.
  19. „Deutsche Waffen, deutsches (europäisches) Geld morden auf der ganzen Welt.“ Nie war dieser Satz, der mich erschreckt, aber auch aufweckt, so wahr wie heute und im Handeln im Ukraine-Krieg. Die Gleichgültigkeit gegenüber all der Zerstörung in der Illusion, dass nur Waffen den Frieden sichern, ist so traurig und lähmend, dass es sehr schwer wird, sich da zu befreien zu einem aufrichtigen Tun. Aber im Angesicht all dieser Tode und Zerstörung will und wird das Neue, das wirklich menschliche, die Liebe, nicht untergehen, sondern durchtragen, überwinden. „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Sagte der kleine Prinz. Diese wunderschöne Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry erzählt nicht nur vom Sehen und Wahrnehmen eben auch in den einfachen Illustrationen, sie sät Vertrauen in einer scheinbar heillosen Welt. Dem möchte ich noch 2 Abschnitte aus anderen Wort-Werken dieses Fliegers und Kreisers um das wahre Menschsein anfügen. „Angesichts der Dimensionen des Unendlichen hielt stand, was der Mensch als Liebender und als Freund vermag:“ Jeder Fortschritt hat uns aus Gewohnheiten, die wir kaum ernst genommen hatten, gleich wieder vertrieben. Wir sind wie Auswanderer, die noch kein neues Vaterland aufgebaut haben. Im Fortschrittsrausch haben wir die Menschen gezwungen, an Eisenbahnen, Werkbauten und Tiefenbohrungen Dienst zu tun, und haben darüber ziemlich vergessen, dass all diese Anlagen nur geschaffen wurden, um dem Menschen zu dienen. Langsam wird unser Haus menschlicher werden. Die Maschine selbst tritt in dem Maße hinter ihren Aufgaben zurück, als sie vollkommener wird… Vollkommenheit ist offensichtlich nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Aus „Wind, Sand und Sterne“. Aus „Brief an einen Ausgelieferten“: Es scheint, dass unser Aufstieg noch nicht vollendet ist, dass die morgige Wahrheit sich vom gestrigen Irrtum nährt und dass die zu überwindenden Gegensätze für unser Wachstum der rechte Humus sind. Wir zählen auch die zu den Unsrigen, die anders sind als wir. Aber welch merkwürdige Verwandtschaft! Sie gründet sich auf das Künftige, nicht auf das Vergangene. Auf das Endziel, nicht auf die Herkunft. Wir sind Pilger, die auf verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern.
  20. a) Wir sind selber meistens allzu sehr um unser eigenes persönliches, familiäres, das Wohl der Firma und der Stadt und des Landes bemüht, ohne an die daraus entstehenden Folgen für andere und die folgenden Generationen zu denken.

b) Diese Gedankenlosigkeit, Frau Suttner sagt Fühllosigkeit, gestehen wir voreinander ein.

c) Wir wollen uns öffnen für menschliche Lösungen und bei uns selber immer wieder neu anfangen: Beziehungen zueinander und zu der Erde, die uns Wohnung, Nahrung und Lebendigkeit schenkt.

d) Das Danken wollen wir nie mehr vergessen für alles, was wir nicht geschaffen haben, aber empfangen haben und weiter dürfen. Warum nicht Leid und Freud teilen miteinander, Leben und Sterben annehmen in Demut und Bescheidenheit?

Schlusswort

Nun sind es 20 Umschreibungen geworden, viele Worte und viele Zitate. Es könnte umfassender sein, es könnte kürzer sein. Das ist in gewisser Weise die Essenz meiner 63 Jahre, die nicht eine Vollkommenheit beansprucht, eine Absolutheit, schon gar nicht heißt, dass ich am Ende bin oder fertig mit dem Leben. Ich hoffe auch nicht auf eine Gefolgschaft von irgendwem. Schön wäre es, wenn das Verbindende, das Heilende deutlich wird. Die berechtigte Hoffnung, die auf ein Miteinander, ein Miteinander in Freundschaft und Freiheit zum notwendigen Dienst ist mir gestern beim Zusammensein mit Helmut (Helle soll er sein und Mut soll er haben) bei Bonhoeffer wieder einmal ermutigend begegnet in „Widerstand und Ergebung“. Sie fand sich auch bei Schlemmer (§ 11) und ihr mögt sie ebenfalls finden:

Prüft alles und bewahrt das Gute!

Das Leben ist ein Wagnis und ein Hingeben, wir brauchen uns nicht nur ängstigen, sondern dürfen ins gemeinschaftliche Vertrauen hineinwachsen. Mein Namensvetter Gerhard Tersteegen sagte etwas sehr tief Veränderndes, um die Angst zu überwinden:

„Wer gelernt hat, sich recht zu ängstigen, der hat das Größte gelernt.“

 

Erstveröffentlichung im NACHHALL Nr. 35https://nachhall.net/efg03