NACHHALL

München, 12. Mai 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

inmitten der berühmten „Work-Life-Balance“ sitze ich im Schlafzimmer, neben einem quengeligen Fünfjährigen. Jedem Kind eigene Erfahrungen und ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, gelingt im Alltag zu wenig. Mir fällt ein Zitat von John Lennon ein: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Das Paradoxe daran aber ist die Wahrheit, dass die schönsten Momente nicht planbar sind – sie passieren. Unbezahlbar, nennt sie die Kreditkartenwerbung. Daran muss und will ich mich mehr erinnern!

Gerade jetzt wieder, wo mein Kleiner mich am Schreiben hindern will. Dieser unbekümmerte Mensch ist ein Geschenk Gottes, Wunder der Liebe und Überraschungsei – süß und etwas zum Spielen. Perspektivenwechsel. Bisher war der Nachhall von der Angst geprägt: vor Corona oder vor Maßnahmen. Ich will versuchen – und die Redaktion unterstützt mich darin wunderbar – nun die Kehrtwende zu schaffen, und hoffnungsvolle Pläne für die Zukunft vorzustellen.

Mich persönlich fordern dabei zwei Dinge heraus. Erstens was sind wirklich meine eigenen Pläne und was sind die Pläne, die mir von anderen eingeredet werden? Pläne, die sich mir aus Hollywood kommend über die Leinwand eingebrannt haben. Vorgefertigte Pläne, die angeblich einfach und nebenwirkungsfrei konsumiert werden können. Und Pläne meiner Vorbilder, deren Weg ein vermeintlich erfolgreicher ist.

Zweitens wie gelingt es uns, diese Pläne – und ich bin da nicht unbescheiden, es sind viele und große – umzusetzen, ohne durch unvermeidbare Niederlagen mutlos oder im Kampf gegen Windmühlen erschöpft zu werden? Michael Ende beschreibt in seinem Buch Momo das strahlende Bild des Straßenkehrers Beppo, der immer nur den nächsten Schritt betrachtet und gründlich kehrt. Geduld ist eine große Tugend! Und dennoch dürfen wir das Leben nicht verpassen.

Das wünscht Dir (und allen Menschen) von ganzem Herzen

Dein
Paul Andersson