München, 8. Juni 2022
Liebe Leserin, lieber Leser,
stell dir vor, irgendwo im Land sitzt eine kleine Gruppe Menschen zusammen und feiert ein Fest. Es ist eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die selbst kaum fassen kann, dass sie sich vertrauen. Sie teilen nicht nur ihr Leben, ihre Freude und ihr Leid. Sie teilen alles, was sie besitzen. Sie haben keine Angst. Und obwohl sie so verschieden sind, verstehen sie sich. Nicht immer. Aber ein unsichtbares Band hält sie zusammen.
Diese Szene könnte sich heute so ereignen. Oder vor ca. 2.000 Jahren in Jerusalem stattgefunden haben. Die Menschen reden über ihren Alltag, über Politik und Religion. Sie werden verfolgt. Sie fühlen sich missverstanden. Sie sind friedlich und wollen doch keine Revolte anzetteln – aber die Mächtigen haben Angst vor ihnen.
Die Kirche hat es gründlich vermasselt. Sie hat den revolutionären Kern des Pfingstfestes, die Geburtsstunde der kleinen Gemeinden, durch Gewalt und Massenbewegung, aufgehoben. Im Jahr 2022 wird weiter am Turm zu Babel gebaut, bis zum Himmel. Die Menschen verstehen sich nicht mehr.
Wie wäre es, wenn sich heute wieder ein Windbraus erhöbe? „Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ An diesem Tag, an dem Querdenker und Klimaaktivisten, Ukrainer und Russen, Impfkritiker und Smombies, Gendersternchen und Datenschutzbeauftragte, Geldadel und Spaziergänger wieder miteinander dieselbe Sprache sprechen, berührt der Himmel die Erde.
Was damals passierte, ist das, was sich viele heute wieder wünschen, ohne Moral und Gesetz. Lasst uns Hab und Gut verkaufen und jedem soviel zuteilen, wie er nötig hat! Dann werden wir als Menschheitsfamilie und in Hausgemeinschaften einmütig zusammen leben. Wir werden an unseren Versammlungsorten das Brot mit allen teilen und gemeinsam essen „in Freude und Lauterkeit des Herzens.“ (Apg 2)
Schawuot und Pfingsten sind vergangen, der Nachhall kommt…
Dein
Paul Andersson
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