NACHHALL

München, 13. Juli 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Ausgabe ist etwas Besonderes: Sie verbindet so Vieles, dem ich begegnet bin und das mir wichtig ist. Heute wird auch mein Vater der Erde zurückgegeben, und ich glaube, dass sein Atem uns allen neues Leben einhauchen wird. Er war mein bester Lektor, er hat mich für Fotografie, Journalismus und auch Theologie begeistert. Vielleicht liest jetzt ein neuer Mentor mit, der meinen publizistischen Werdegang weiter kritisch begleitet?

Neben seiner Liebe zur Familie und seiner Zuwendung zu der einen Welt war meinem Vater Musik besonders wichtig. Dem Neuen Geistlichen Lied, sowie einer lebendigen Liturgie, spürte er nach. Er spielte Gitarre, sang und lernte noch als Rentner Klavier. So passt es sehr gut, dass dieser Ausgabe „Verschenkte Lieder“ beiliegen. Vielen Dank Uta für deine CD-Spende (und den zugehörigen Artikel)!

In dem Dokumentarfilm „Pandamned“ hat mich die Definition des Künstlers von Mary Bauermeister sehr berührt. Der Künstler bezieht seine Inspiration aus dem Zeitgeist von morgen. Mein Vater war seiner Zeit immer voraus, weshalb ich mich als Kind oft schämte, den Kopf schüttelte ob der „spinnerten Ideen“, und seine Inkonsequenz kritisierte.

Sein Leben ist nun vollendet, seine Pläne entfalten sich weiter! Er hat sein Leben für eine Reform der katholischen Kirche eingesetzt. Für mich war er der typische 68er-Rebell: gegen Atomkraft und globale Konzerne, für Frieden und Eierkuchen.Auch als Hausmann war er Vorbild. Wir wollten zusammen Filme machen und Bücher schreiben… (Ein Text findet sich in dieser Ausgabe. Danke, Papa!)

Heute beginnt für mich eine neue Zeit. Der NACHHALL wird erstmal Sommerpause machen, im Herbst – auf freiwilliger Spendenbasis – hoffentlich auferstehen, und Dich und mich „in der Suppe“ neu verbinden. Ich sehne mich nach einer Menschenfamilie, einem Dorf, Clan oder Lokali, in dem ich frei sein kann und offen bleibe zum Gegensätzlichen!

Paul Andersson