Nr. 43

NACHHALL

vom 16.05.2024

 

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

„United by Music“ war das diesjährige Motto des Eurovision Song Contests. Vor einem Jahr, im Editorial zum NACHHALL 33 hatte ich diese hoffnungsvolle Botschaft noch als Entschuldigung angeführt. Doch dieses Jahr überwog eindeutig das Spaltende.

Alice Herz-Sommer wurde 110 Jahre alt. Als Pianistin von Theresienstadt rettete sie mit ihrer Musik nicht nur sich selbst, sondern schuf für ihren Sohn ein Paradies inmitten der Hölle. Vielen Juden, aber auch Nazis, schenkte Alice mit Chopin-Etüden Hoffnung. Zu ihrem 10. Todestag, am Jom haScho’a und 79. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager, durfte ich die Kraft dieser Musik erleben. Das anschließende gemeinsame Gebet in der Münchner Synagoge hat Menschen verschiedener Konfessionen, Geschlechter und Generationen verbunden.

Während ich letztes Jahr an dieser Stelle noch an „ein bisschen Frieden“ erinnert und geglaubt habe, bin ich heute ratlos aufgrund der allgegenwärtigen Kriegsrhetorik. Konstantin Wecker war für viele Menschen der Friedensbewegung ein Fixstern. Dann hat er während der Corona-Jahre „Querdenkende“ ausgegrenzt und verweigerte selbst alten Freunden den Dialog.

Europa war gestern beim ESC-Finale nicht durch die Musik vereint, sondern tief gespalten. Auch die große Kluft zwischen sogenannten Experten und den Publikumsstimmen ist bezeichnend. Bei diesem Musikwettbewerb, der behauptet unpolitisch zu sein, war alles politisch korrekt.

Die Ursachen für diese Schizophrenie der Gesellschaft liegen tief in jedem von uns verborgen und beginnen in der frühkindlichen Entwicklung. Und so fällt es mir leicht den Bogen zum Muttertag zu schlagen, und meiner Mutter von ganzem Herzen zu danken, für ihre bedingungslose Liebe.

Bevor ich noch ein paar bemerkenswerte Tweets zitiere (siehe hier), die den Zustand unserer Gesellschaft beschreiben, möchte ich eine Kurznachricht mit euch teilen, die heut morgen auf meinem Smartphone erschien:

Umgekehrt: Heute danke ich mal Dir, dass ich Deine Mutter bin. Es ist das größte und schönste Geschenk in meinem Leben. Mami

Ja, es gibt Hoffnung – Musik, Mütter und Dankbarkeit!

 


 

Impressum

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Papier: GMUND no color no bleach, JUPP crääm

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