Liebe Leserin, lieber Leser,
natürlich dreht sich auch dieses Editorial ausschließlich um Hunde und Katzen. Wie die Welt spätestens seit dem ersten Fernseh-Duell der US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten weiß, gibt es Menschen, die Hunde und Katzen essen. In meiner Kindheit war als Geburtstagskuchen „Kalter Hund“ sehr beliebt. Heutzutage gibt es Hotdogs beim Sommerfest im Kindergarten. Gerade erst im Urlaub im Schokoladenmuseum haben wir Katzenzungen von Sarotti gekauft. Meine Oma schenkte uns die regelmäßig. Lecker.
In Peru besuchte ich ein Dorffest in den Anden. Es wurde getanzt und Meerschweinchen gegrillt. In einem Restaurant in Lima bestellte ich dieses Gericht, es schmeckte wie Hühnchen. Ich besuchte auch eine Farm, die Meerschweinchen züchtete und mästete. In Peru ganz normal.
Es herrscht schon lange eine Sprachverwirrung. Der Turmbau zu Babel geht immer weiter. Trump kennt sich ja mit Immobilien aus. Und er hat sein Ohr ganz nah bei den Bauarbeitern, die von Hunden zum Kindergeburtstag und Katzenzungen als Geschenk erzählen. Einfache Leute eben, so wie du und ich. „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“
Wie die Analysten schon bei der US-Wahl 2016 herausgefunden hatten, ist es unerheblich, in welchem Kontext der Kandidat in den Medien erwähnt wird. Hauptsache, man spricht über ihn (oder sie). Die Werbung nutzt den Effekt schon lange, es braucht sieben Kontakte, und dann ist man bereit für den Hund oder die Katze. Weichgekocht sozusagen.
Unser Langzeitgedächtnis heißt Wikipedia und unser Kurzzeitgedächtnis ist gerade mal so lang wie der letzte Tweet. Memes und Videoclips sind wahlentscheidend und werden millionenfach geteilt. Das ist keine Dummheit, sondern wird von Marketeers strategisch ausgenutzt. Der Haustier-Esser, ein genialer Schachzug. Wer denkt nicht unwillkürlich mit einem Schaudern an die vielen Mohrenköpfe, die er schon verspeist hat?
Dies war die Geburtsstunde des massel Verlags. Meine Prophezeiung von 2019 scheint sich nun beginnend in Springfield, Ohio zu bewahrheiten:
„Aus dem Zuckerzeug wurden Babys, Kätzchen und Hunde. Schließlich war der ganze Berg ein lebendiges Knäuel. Die Babys weinten, die Katzen miauten und die Hunde bellten. Heribert, der immer noch von Alice geblendet wurde, begann nun damit, die Wesen zu verschlingen. Als die tanzenden Menschen sahen, dass das Einhorn Katzen, Hunde und sogar Babys fraß, wurden sie schlagartig still und totenbleich.“ (Alice im Neuland, Seite 77)
Schon die Christenverfolgung im Römischen Reich fußte auf diesem Prinzip. Die Herrschenden verdächtigten die Christen des Verzehrs von menschlichem Fleisch und Blut. Sie wurden als Feinde der öffentlichen Ordnung angeklagt und oft zum Tode verurteilt. Außerdem wurden sie zum Sündenbock für Seuchen, Überschwemmungen, Dürre und andere Katastrophen gemacht.
Vielleicht ist es reaktionär, vielleicht aber auch zukunftsweisend. Vielleicht Dummheit oder Selbstverteidigung, wer kann das schon sagen? Ich werde mir jedenfalls eine Auszeit von Twitter (X), Facebook & Co. nehmen. Und wieder Bücher lesen!
Euer
Paul Andersson, Herausgeber
PS. Wie wäre es, wenn wir den Spieß umdrehten und Einhörner und Heuschrecken auf unseren Speisezettel schrieben? Guten Appetit;-)
Impressum
Herausgeber: massel Verlag, Herzog-Wilhelm-Str. 25, 80331 München
Redaktion (V.i.S.d.P.): Paul Andersson – redaktion@nachhall.net
Layout: jedernet GmbH; Druck: Miraprint Offsetdruck Beiner KG
Papier: GMUND no color no bleach, JUPP crääm
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