Ich lebe in Frankfurt/Main und arbeite in der germanistischen Sprachwissenschaft: Wie der Sprachphilosoph Wilhelm von Humboldt bin ich der Überzeugung, dass die Strukturen unseres Sprechens unser Denken und Handeln bestimmen. Der Mauerfall 1989, den ich als Jugendliche erlebte, hat mir über Nacht Redefreiheit geschenkt und mich auch über Nacht dazu verpflichtet, diese Freiheit mühsam zu erlernen und zu praktizieren. So verbringe ich meine Zeit mit dem grammatisch-lexikalischen Vergleich von Texten. Zur Zeit untersuche ich und sehe mit Sorge, wie im öffentlichen Diskurs das Paradigma des aufgeklärt geschichtlichen Denkens abgelöst wird von katastrophistisch-apokalyptischen Zukunftsvorhersagen. Denn Katastrophisten dulden keine Diskussion und Redefreiheit, sie tun lieber gleich “das Richtige”. Diesen sprachlichen Wandel zu zeigen, das ist mein aktuelles sprachwissenschaftliches Forschungsprojekt.