NACHHALL

Pfingsten

von Hermann Lingg

 

 

 

Schöne Zeit von Himmelfahrt
Bis zum nahen Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart
Groß auch im Geringsten.

Glockenklang erschallt vom Dom,
Und zur Lust des Maien
Wallt hinaus der Menschenstrom,
Alles will sich freuen!

Freue sich, wer Gutes tat,
Wer dafür gestritten,
Wer gestreut der Zukunft Saat,
Und auch wer gelitten!

Ja, ich weiß, es wird geschehn,
Was wir jetzt noch hoffen,
Dass zum Glück die Tore stehn
Allen einst noch offen.

Dass man nicht mehr sieht verirrt
Scharen Lebensmüder;
Keine Herde und kein Hirt,
Freie nur, nur Brüder!

Wenn kein Druck den Geist mehr dämpft,
Wenn ein zweites Eden,
Aber schöner, weil erkämpft,
Folgt auf unsre Fehden.

Eines Himmels Erdenfahrt
Und ein andres Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart,
Groß auch im Geringsten.

 

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Hermann Lingg

 

Hermann

Lingg

Hermann Lingg, ab 1890 Ritter von Lingg, (* 22. Januar 1820 Lindau; † 18. Juni 1905 München) war ein deutscher Dichterarzt. Als Lyriker und Epiker schrieb er Balladen, Dramen und Erzählungen.

Lingg machte sein Abitur am Königlich Bayerischen Gymnasium Kempten. Er begann an der Ludwig-Maximilians-Universität München Medizin zu studieren und wurde 1839 im Corps Suevia München recipiert. Er wechselte an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und die Karls-Universität Prag. Im Juni 1843 wurde er in München zum Dr. med. promoviert. Er trat als Unterarzt in die Bayerische Armee ein. Sein Bataillon wurde zur Niederschlagung der Badischen Revolution eingesetzt, zuletzt in der Festung Rastatt und in Donauwörth. Als er gegen seine Überzeugung handeln musste (unter den Revolutionären befanden sich auch einige seiner Jugendfreunde), verfiel er in schwere Depressionen und Verfolgungswahn. Er flüchtete in die Wälder und wurde im Juli 1849 ins Militärspital München eingewiesen. Wenige Wochen später zu Verwandten entlassen, wurde er im September 1849 in die Heilanstalt Schloss Winnental gebracht, deren Direktor Albert Zeller ihn bereits im März 1850 als geheilt entließ. Lingg zog nach München, wo er in den Ruhestand versetzt wurde und sich fortan, von König Max II. finanziell unterstützt, ausschließlich geschichtlichen und poetischen Studien widmete.

Erste Geltung erlangte Lingg durch eine von Emanuel Geibel eingeführte Sammlung seiner Gedichte (Stuttgart 1853, 7. Auflage 1871 und Stuttgart 1868, 3. Auflage 1874). Sein bekanntestes Werk ist Die Völkerwanderung (Stuttgart 1866–68, 3 Bde.).
Eine Pension und gelegentliche finanzielle Unterstützung durch Freunde, wie z. B. Max von Pettenkofer und Justus von Liebig sowie die Deutsche Schillerstiftung ermöglichten dem psychisch wieder stabilisierten Lingg ein auskömmliches Leben. 1854 heiratete er eine Forstaufseherstochter. Er begegnete dem Schriftsteller Emanuel Geibel, der ihn in den Münchner Dichterkreis Die Krokodile einführte. Er verfasste viele Gedichte, so auch das namengebende „Das Krokodil von Singapur“.

Seite „Anton Rotzetter“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. November 2022, 13:40 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anton_Rotzetter&oldid=228315169 (Abgerufen: 14. Juni 2023, 10:31 UTC)